Bauhof

Altenholz - Dänischenhagen

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07. Dezember 2010

Jens Ströming und 19 Kollegen kämpfen mit Schnee

Altenholz. Bei anhaltend niedrigen Temperaturen sorgt auch alter Schnee für viel Arbeit. Im Dauereinsatz kurbelt Jens Ströming den MB-Trac durch Altenholz.

Nicht die typische Situation, aber immer wieder eine, die Sorgen bereitet: Handwerkerwagen machen die Straße an beiden Seiten eng..Kurvt um Autos herum, sucht sich Ecken, um den Schneematsch zusammenzuschieben.Der 42-Jährige ist einer von 20 Beschäftigten des Zweckverbandes Bauhof, den die Gemeinden Altenholz und Dänischenhagen gemeinsam betreiben.

Für sie hat die Saison 2010/11 ungewöhnlich früh begonnen: Seit fast einer Woche sind sie mit ihren Fahrzeugen Tag und Nacht unterwegs und wissen, dass ihre Einsätze nicht überall nur Freude auslösen. „Wir können beim Räumen nicht verhindern, dass Schnee auf Gehwegen und in den Auffahrten landet. Die Anlieger schippen ihn wieder auf die Straße, wo er zu Eis platt gefahren wird. Darauf fällt neuer Schnee und es entsteht eine Buckelpiste“, weiß Bauhofleiter Andreas Klaedtke nur zu gut. „Das tut mir ja auch leid“, sagt Jens Ströming. Es sei schon vorgekommen, dass Anwohner sich fast vor seine Schaufel geworfen hätten aus Ärger. „Aber irgendwo muss der Schnee ja hin. Wir können ihn nicht in die Tasche stecken.“ Seine Bitte an die Anlieger: nicht auf die Straße schippen, sondern auf das eigene Grundstück.

Die Schneemenge ist ausschlaggebend, dass die Bauhofmitarbeiter für ihre Auftraggeber – darunter auch Altenholz – rotieren. Es seien eigentlich nur 25 Zentimeter gewesen, ist Klaedtke sicher, aber durch den Wind entstanden schnell 60 Zentimeter hohe Flächen. Bis zum Sonnabend habe es gedauert, die sogenannten Hauptwege offen zu halten, um das Passieren von Bussen, Rettungsdiensten, Feuerwehr oder Müllfahrzeugen zu gewährleisten. Erst danach kamen die Zubringer in den einzelnen Orten und schließlich die Nebenstraßen dran – die Prioritätenliste ist allen Mitarbeitern nur zu bewusst. „Vorher haben wir das einfach nicht geschafft“, sagt Ströming.

Handarbeit: Jens Ströming schaufelt das Sand-Salz-Gemisch in den Streuer.

Nachts ab 3.30 Uhr fährt er allein wie seine Kollegen die Runden durch die Dörfer und Außenortschaften: „Einsam ist das schon.“ Seit 13 Jahren ist er jeden Winter im Einsatz. „Die ganze Familie leidet besonders, wenn es so schön ist, und man eigentlich mit den Kindern raus zum Schlittenfahren will.“ Aber Schneezeit bedeutet auch Arbeitszeit. Gegen Mittag ist die Frühschicht zu Ende, friert es oder schneit weiter, folgt dann abends der nächste Einsatz.Unter anderem im Ohlandbogen fährt er heute jede Straße ab, häuft an den Einmündungen den Schnee auf. Oft verhindern abgestellte Autos – einige stehen offensichtlich seit Donnerstag unter einer Schneehaube – das gerade Durchkommen. Wo kein Auto steht, schiebt Ströming Parkplätze in Reihe frei. Was ihm im Bereich Lindenallee den Titel „oranger Engel“ einbringt, in Anlehnung an die orangefarbene Einsatzkleidung. Denn unter den Nachbarn sei Streit um die geräumten Parkplätze entstanden, bekommt er zu hören.Doch auch schöne Momente gebe es, räumt der 42-Jährige ein, der selbst in Altenholz wohnt. Wenn eine alte Dame mit Thermoskanne am Straßenrand stehe und ihm eine Tasse Kaffee anbiete, zum Beispiel. Oder wenn ihm eine Tafel Schokolade zugesteckt wird. Auch wenn der frühe Schnee Erinnerungen an den vorangegangenen Winter wachruft: „Das ist noch kein Vergleich. Damals waren die Schneewehen höher als unsere Räumfahrzeuge.“ Auch er selbst sei damals mit seinem MB-Trac stecken geblieben.


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