Eiche und B23

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22. November 2009

Bisheriges Betreiberpaar gibt auf

Dänischenhagen. Für den Landgasthof „Zur Eiche“ in Dänischenhagen wird ein neuer Pächter gesucht. Noch ein paar Wochen hat das Lokal auf Bestellung für Gesellschaften geöffnet. Ab Mitte Dezember bis voraussichtlich Mitte Januar jedoch, in der Gastronomie eigentlich eine quirlige Zeit, macht man Betriebsferien.

Die historische Immobilie von 1575 ist vor allem aufgrund ihres Saales und der Bühne für das Gemeindeleben eine zentrale Einrichtung.

Nichts ist beständig im Leben, das wissen die bisherigen Betreiber auch im privaten Leben nur zu gut. Und doch kann man gut nachvollziehen, dass zwischen Wirtsleuten und Gästen eine Menge Enttäuschung mit im Spiel gewesen sein muss. 1999 hatten Carl-Wilhelm Raddant (53) und Anne-Christina Reher (54) den Familienbetrieb von Elisabeth Raddant übernommen und seitdem nach eigenen Angaben rund 250000 Euro investiert. Von den Vorgängern waren Schulden abzulösen, die Bühne war neu zu bauen, es gab viel zu renovieren, Küchengerät auszutauschen, Geschirr und Textilien anzuschaffen, kurz: Die bisherige 0815-Tenne sollte zum romantischen Landgasthof mit Persönlichkeit werden.

Bürgermeister Wolfgang Steffen bescheinigt den bisherigen Betreibern, wirkliches Herzblut in den Gasthof gesteckt zu haben. Hätte hier nicht längst der RTL-Restauranttester Christian Rach kommen können, der in Not geratenen Kollegen fachkundig hilft? „Seit drei bis vier Jahren setzen wir zu“, stellt Anne-Christina Reher jedenfalls fest, die Gäste blieben fort. 16 bis 18 Stunden hatte sie regelmäßig gearbeitet, seit eineinhalb Jahren stand sie selbst am Herd und belegte sogar Praktika bei Hamburger Sterneköchen wie Cornelia Poletto und dem Gastrotempel Landhaus Scherrer an der Elbchaussee, um das Niveau auf den Tellern zu steigern. „Es ist ein Knochenjob.“Carl-Wilhelm Raddant räumt ein, für das À-la-carte-Geschäft am Herd keine Nerven mehr zu haben. Er kümmerte sich zuletzt darum, dass die Technik funktionierte und betreibt ansonsten seinen Reitstall sowie die Gallowayzucht. Ein Betrieb in der Abwärtsspirale: Für festangestelltes Personal fehlte der Umsatz, die Gerüchteküche brodelte schon lange, „und uns wurde kein Fehler verziehen“, sagt Anne-Christina Reher. Man sei nicht insolvent, stellt sie deutlich fest. Aber irgendwann sei Schluss gewesen.

Jetzt wird für die Immobilie per Internet ein neuer Pächter gesucht, der Preis ist Verhandlungssache, die Nebenkosten beziffert man auf monatlich 1200 Euro. Die Gesamtfläche wird mit 250 Quadratmetern angegeben, die Küchenausstattung mit zwei Kombidämpfern, zehn Gasflammen, einem Gas- und einem Elektro-Backofen sowie einer Spülmaschine. Für diese Woche habe sich ein interessiertes Ehepaar aus Nordhessen angekündigt, das Dänischenhagen und den Landgasthof schon seit Jahren gut kenne und im Freundeskreis einen Gastronomen habe, der es unterstützen wolle. Hilfe könnten die Neuen auch von ihm und Anne-Christina Reher erhalten, sagt Carl-Wilhelm Raddant. Wer aus einem anderen Landstrich stammt, kenne die schleswig-holsteinische Küche möglicherweise nicht genau.

Bürgermeister Steffen weist auf die besondere Bedeutung des Gasthofs „Zur Eiche“ hin: „Mit solch einem historischen Kleinod können nur wenige andere Gemeinden mithalten.“ Der Saal werde für das kulturelle Leben, aber auch für größere Familienfeste benötigt. Und nicht zuletzt für die Speeldeel: Carl-Wilhelm Raddant versichert, dass die Theatertruppe in jedem Fall ihren angestammten Platz in seinem Haus behalten werde.

Gelesen bei: www.kn-online.de