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24. August 2009

Politesse Marlis Petersen hat es beim Knöllchenschreiben nicht immer leicht - Ab und zu wird auch gedroht

Unterwegs zu sein, ist immer spannend, weil man dabei Neues kennenlernen und fremde Welten erkunden kann. In unserer Serie „Unterwegs“ laden wir Sie zu Reisen in andere Arbeitswelten ein. Entdecken Sie den Alltag von Menschen in außergewöhnlichen, stressigen oder selten gewordenen Berufen. 

Gettorf/Dänischenhagen. An diesem Vormittag ist es ein Fiat, der die Gemüter erhitzt: Das Auto steht an der Herrenstraße in Gettorf. „Das ist keine gekennzeichnete Parkfläche“, erklärt Marlis Petersen und klemmt eine Verwarnung hinter den Scheibenwischer an der Windschutzscheibe. Gerade als die Verkehrsüberwacherin weitergehen will, stürmt der Fiatfahrer über die Straße auf die 39-Jährige zu: „Watt nu?“, ruft der ältere Herr erregt. Er habe doch nur eben eine Besorgung erledigt: „Ich war zwei Minuten unterwegs“, argumentiert der Falschparker, da könne Petersen ja wohl ein Auge zudrücken.

Kann sie nicht, entgegnet die Knöllchenschreiberin. „Gedruckt ist gedruckt“, sagt sie mit Blick auf den Verwarnzettel und verweist zugleich auf eine Fahrradfahrerin, die auf die Straße ausweicht, weil der Fiat den Radweg blockiert. „Wir sprechen uns wieder“, droht der Mann. Marlis Petersen schluckt.

Doch in den vergangenen Jahren, seitdem sie in Gettorf (seit 2003) und im Bereich des Amtes Dänischenhagen (seit 2001) als Knöllchenschreiberin unterwegs ist, hat sie sich ein dickes Fell wachsen lassen - „man wird selbstbewusster“, sagt die gelernte Bürokauffrau, die den Job durch eine Stellenausschreibung fand. Drohungen höre sie glücklicherweise selten, Ausflüchte dagegen häufig.

Oft waren die Parksünder - nach eigener Einschätzung - nur kurz beim Bäcker, Arzt oder in der Bank. Die originellste Ausrede hörte Petersen in Lindhöft am Strand. Als sie einem der vielen Surfer eine Verwarnung erteilen wollte, kam dieser - noch nass - gerade aus der Ostsee. „Ich habe den Parkautomaten gesucht“, erzählte er, woraufhin die Politesse entgegnete: „Der steht aber hier.“ Sie ließ das Schlitzohr ein Ticket ziehen.

Bringt ihr der Job Spaß? „Ich mache das ja nicht, um die Leute zu ärgern“, beteuert die Dänischenhagenerin. Zigtausend Knöllchen hat Petersen in den vergangenen acht Jahren verteilt. In Gettorf ist die Teilzeitkraft dreimal pro Woche unterwegs, wechselt sich mit einer Kollegin ab: „Nicht zu festen Zeiten, sonst wüssten die Leute ja, wann ihnen keine Verwarnung droht.“ Ihre Einsatzorte sind oft attraktiv: „Zum Beispiel in Strande oder Surendorf arbeite ich ja dort, wo andere Urlaub machen.“

Doch im Winter frieren ihr häufig die Finger - trotz Handschuhen. Auf ihren Touren macht Petersen Beweisfotos (u.a. Autokennzeichen) und erfasst mit einem Eingabegerät (Hand-Computer) unter anderem Tatbestand, Ort, Parkplatz, Kennzeichen, Automarke und Farbe des Fahrzeugs. Das Verwarngeld liegt zwischen fünf (keine Parkscheibe) und 35 Euro (Behindertenparkplatz blockieren). Es kann aber teurer werden. Denn liegt im Auto auch bei der zweiten Kontrolle nach einer Stunde noch immer keine Parkscheibe („Am besten gut sichtbar hinter der Windschutzscheibe“), steigt die Strafe von fünf auf 15 Euro, nach zwei Stunden auf 25 Euro. „Wiederholungstäter, die schon mehrfach aufgefallen sind, droht eine Strafe von 40 Euro und ein Punkt in Flensburg“, erklärt Petersen. Wegen eines uneinsichtigen Parksünders musste sie schon als Zeugin bei Gericht aussagen - „es ging um eine Verwarnung in Höhe von fünf Euro“, erinnert sie sich kopfschüttelnd.

Laut Björn Petersen vom Amt Dänischenhagen ist die Zahl der Falschparker seit diesem Jahr leicht rückläufig, was der Leiter der Hauptabteilung auf den verstärkten Einsatz von Verkehrsüberwachern zurückführt - in Gettorf sind zwei Kräfte im Einsatz, im Amt Dänischenhagen vier. Das Amt habe in diesem Jahr 72000 Euro an Buß- und Verwarngeldern im Haushalt eingeplant. Aber abzüglich Personalkosten und Sachaufwand bleibe davon unterm Strich lediglich eine schwarze Null übrig, rechnet Björn Petersen vor.

Eine Audifahrerin hat an diesem Vormittag Glück, denn Politesse Petersen spaziert gerade vorbei, als diese ihr Auto an der Herrenstraße parkt, um Bankgeschäfte zu erledigen. „Denken Sie an die Parkscheibe“, ruft Petersen ihr freundlich zu. „Oh Mensch, das ist aber nett. Dankeschön“, freut sich die Autofahrerin. Sie habe gar kein Hinweisschild gesehen. Das sei kein Einzelfall, berichtet die Knöllchenschreiberin, viele übersähen die Zonenhalteverbotsschilder an beiden Enden der Herrenstraße. Hat sie denn selbst schon einmal ein Knöllchen bekommen? „Das ist schon viele Jahre her“, gesteht Petersen, damals habe sie auf dem Exerzierplatz in Kiel die Parkzeit überschritten. „Jetzt achte ich immer darauf“, sagt sie, „die Blöße will ich mir nicht geben.“


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