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31. Mai 2009

Neues Faltblatt bringt Nachbargemeinden auf die Barrikaden

Strande/Schwedeneck/Dänischenhagen. „Nutzen Sie die neue freie Schulwahl, vereinbaren Sie einen Gesprächstermin“: Ein neues Faltblatt, mit dem sich die Strander Grundschule an die „sehr geehrten Eltern des Strander Umlandes“ wendet, sorgt bei den Nachbarn für Irritationen: In dieser Woche äußerte Surendorfs Schulleiter Eckard Ochernal seinen Unmut und hatte sich mit seiner Dänischenhagener Kollegin Gesa Meißner abgesprochen. Verschnupft ist auch Schwedenecks Bürgermeister Sönke-Peter Paulsen. Er spricht von gezielter Abwerbung.

Das blaue Faltblatt mit dem Titel „Lernen, Meer und Sonne“ ist von Schulleiter Bernd Fiedler unterzeichnet, dem Lehrerkollegium und der Elternvertretung. „Unsere 82 Schüler starke Schule bietet den Kindern eine familiäre Atmosphäre, die das Lernen zu einer täglichen Freude macht“, heißt es darin. Unter anderem biete man schon seit Jahren für die dritten und vierten Klassen zwei Wochenstunden Englisch an. Die Kindern könnten im Rahmen von Arbeitsgemeinschaften Theater spielen, trommeln, im Chor singen, kochen, Sport treiben sowie von 13 bis 15 Uhr segeln und surfen. Über den Kindergarten „direkt nebenan“ sei eine Hortbetreuung bis 16 Uhr möglich. Und eine Firma sorge „für eine verlässliche individuelle Schülerbeförderung im großen Umkreis von Strande“.

Das Faltblatt rief die Kritik der beiden anderen Schulleiter im Amtsbereich auf den Plan. „Wir sind eine pädagogische Einrichtung, keine Werbegruppe“, sagte Eckard Ochernal. Aus Schwedeneck würden im kommenden Schuljahr fünf Kinder in Strande eingeschult, nicht in Surendorf. „Kurze Beine, kurze Wege?“

Schwedenecks Bürgermeister Paulsen warf Strandes Grundschule vor, mit einem solchen Werbeblatt vorzupreschen, weil sie bekanntlich Probleme habe, die vorgeschriebene Mindestzahl von 80 Schülern zu erreichen und eine Schließung befürchten muss. „Ich halte die Aktion für unglücklich und unerfreulich“, sagte er gestern. „Abgesprochen war das nicht.“

Die Gemeinden Schwedeneck, Strande und Dänischenhagen haben gerade erst einen gemeinsamen Schulverband gegründet, der zum Herbst aktiv wird. „Ziel war es doch, damit unsere drei Standorte zu sichern“, sagte Paulsen. Jetzt werde in Kauf genommen, dass andere Grundschulen weniger Kinder unterrichten und das Kultusministerium entsprechend Lehrerstunden abziehe.

Sein Strander Amtskollege, Udo Lüsebrink, hielt dagegen, dass das neue Werbeblatt nicht speziell auf die Nachbarn in Dänischenhagen und Schwedeneck abziele. Die Vorwürfe könne er nicht nachvollziehen, zumal auch die beiden anderen Einrichtungen ohne weiteres für sich werben könnten. Zwar sei er beim Konzept des Faltblatts zu keinem Zeitpunkt beteiligt gewesen. „Klar ist aber, dass wir unseren Standort erhalten wollen, und daran kann ich nichts Schlimmes erkennen. Wir wollen doch nicht anbauen, sondern nur unsere Kapazitäten auslasten.“ Er gehe davon aus, dass Ungereimtheiten im neuen Schulverband besprochen werden.

Das unterstrich auch Dänischenhagens Bürgermeister und Amtsvorsteher Wolfgang Steffen. „Ab 1. August, wenn der neue Verband offiziell besteht, löst sich das alles von ganz allein“, sagte er und forderte die Beteiligten zur Zurückhaltung auf. „Wir müssen auch künftig miteinander auskommen, nicht zuletzt damit die Außenwirkung stimmt.“ Davon würden alle drei Standorte profitieren.

 

Gelesen bei: www.kn-online.de