shz Logo 0050px
20. Januar 2010

Marina Carry Hewig zeigt in ihrer Heimatgemeinde Dänischenhagen Bilder von Bühne und Fernweh

Dänischenhagen. Sie arbeitet am Kieler Opernhaus in wichtiger Position und malt in ihrer Freizeit. „Aber deshalb bin ich noch lange keine Künstlerin“, stellt Marina Carry Hewig sofort klar. Gleichwohl: Der legendäre Dänischenhagener Alfons Herrmann hatte ihr bereits in der dritten Klasse Talent bescheinigt, und Grundlegendes lernte sie beim Strander Maler Michael Borzikowsky. Jetzt stellt die 41-jährige Inspizientin einen Teil ihrer Bilder im Café Genuss aus - Reiseimpressionen, aber auch Szenen aus Oper und Musical.Bühnenbildnerin hatte sie nach ihrer Zeit am Altenholzer Gymnasium und der Kieler Humboldt-Schule werden wollen, was durch ein Praktikum im Malersaal nur noch verstärkt wurde.

Doch dann verliebte sie sich in einen Sänger vom Opernchor, die beiden heirateten, „und ich wollte nicht nach Berlin zum Studium, schon gar nicht nach München“. Kinderkrankenschwester wurde sie stattdessen an der Uniklinik, arbeitete in diesem Beruf durchaus mit Freude. Bloß, dass das Theater schon in diesen 13 Jahren zum zweiten Zuhause wurde. Marina Carry Hewig erzählt von Regiehospitanzen, ihrem jahrelangen Einsatz als Statistin, der Arbeit hinterm Scheinwerfer. Sie bediente die Übertitel, verkaufte Programmhefte - bis man sie 2000 fragte, ob sie sich nicht vorstellen könnte, Inspizientin zu werden. Konnte sie. „Mir war überhaupt nicht klar, wie viel Verantwortung damit verbunden ist.“Aida, Die Lustige Witwe, Pique Dame: Ein Inspizient ist die Schnittstelle zwischen Kunst und Technik. Eine halbe Stunde vor Beginn der Vorstellung gibt er im Bühnenhaus das erste Zeitzeichen, ruft Künstler zu ihren Auftritten, erteilt Einsätze für Licht und Bühnenarbeiter. „Schief gehen kann immer eine ganze Menge“, sagt sie, man müsse schon sehr genau und konzentriert arbeiten. „Vielleicht ist das mein Problem in der Malerei: Ich würde gern leichter, lockerer und großzügiger werden.“

Gleich bei ihrem ersten Stück, der Opernrarität „Cyrano de Bergerac“, war ihr ein Fehler unterlaufen. Am Ende des zweiten Aktes wird die musikalische Sequenz wiederholt, bloß dass die Inspizientin schon nach dem ersten Mal das Signal „Licht aus“ gab - und es sie im nächsten Moment heiß durchschoss, weil das Orchester weiterspielte. Bis das Licht wieder angehen konnte, verstrichen lange Sekunden. „Die Musiker haben vier Takte blind gespielt, und ich dachte nur: Ich sterbe!“ Marina Carry Hewig musste beim Orchestervorstand antanzen - dort konnte man über ihren Lapsus schallend lachen.Jupiter sitzt in einem Trümmerfeld, es ist ein Bühnenbild aus der Strauss-Oper „Die Liebe der Danae“. Ein anderes Motiv zeigt eine Uhr, das Werk heißt „Quand? Wann?“, die Malerin hat sich vom Pariser Bahnhof d'Orsay inspirieren lassen, ein junger Mann schaut in die Ferne. Haarscharf am Kitsch? „Ich finde Kitsch nicht grundsätzlich schlecht, Nachgemachtes wäre negativ“, sagt sie. „Aber ich hoffe, dass die Atmosphäre meiner Bilder nicht kitschig ist.“ Wer genauer hinschaut, erkennt auf den meisten Bildern eine Grundmelancholie. Wie eine Opernmelodie in Moll.

Vernissage an diesem Sonntag um 15 Uhr im Café Genuss

Gelesen bei: www.kn-online.de