Die Kugel ins Rollen gebracht

shz Logo 0050px
31. Januar 2010

Boßelneulinge zogen durch Dänischenhagen und denken schon an 2011

Dänischenhagen. „Wer ist eigentlich dran?“ „Müssen wir jetzt noch mal werfen, oder haben die anderen schon den Punkt gewonnen?“ Fragen über Fragen für alle Nichtfriesen. Wilke Visser lenkte sie in geordnete Bahnen. Geboren auf Norderney sei er von echtem ostfriesischen Adel und deshalb mit den Regeln wohl vertraut, stellte der 60-Jährige sich den Boßelneulingen in Dänischenhagen vor.

Insgesamt 17 Unerschrockene fanden sich auf Einladung des MTV am Sportheim ein. Unerschrocken, weil die Strecke für den Anmarsch zum Startpunkt zunächst durch den tiefen Schnee führte. Da war Kondition gefragt. Und Kraft, um den Bollerwagen samt Verpflegung mitzuziehen und -zuschieben. Organisiert hatten den Nachmittag Anke Piening und Monika Hoffmann vom Festausschuss der Tennissparte. Ihnen galt beim Start das „Bravo“ der anderen Teilnehmer - vielleicht auch mit Blick auf die vielen Warmhalte-Kannen, die heißen Punsch für unterwegs versprachen.Schon die Mannschaftsaufteilung ließ erahnen, dass die Beteiligten diesen Wettkampf durchaus sportlich angingen. Die Männer mussten von der Zahl her gerecht zwischen beiden Teams aufgeteilt sein. Denn sie würden die Holzkugeln am weitesten rollen können, diese Vermutung machte die Runde. Wer sich mit Kegeln auskannte, war plötzlich heiß begehrt. Denn Visser hatte bei seiner Einführung darauf hingewiesen, dass es eine Ähnlichkeit zwischen beiden Sportarten gebe.

In der Praxis gab es häufig Gründe zum Lachen. Wie diese Bemerkung: „Du bist ja nicht in meiner Gruppe, ich halte Dir nicht die Handschuhe“, bekam ein Hilfeersuchen knallhart eine Absage. Mal wurde mit der Kugel der gegnerischen Mannschaft geworfen, mal gab die Punktezählung Rätsel auf: Diesen Punkt - auch Schöt genannt - gab es nur, wenn der Werfer einer Mannschaft die Kugel weiter warf und rollte, als zwei Teilnehmer der anderen Mannschaft zusammen. Das Lob „unglaublich“ konnte Spartenleiter Eggert Gotthard schmunzelnd für sich verbuchen, sein Kugel lief wie am Schnürchen - einen Abhang herunter und brachte seiner Mannschaft viele Meter Vorsprung.

Unter Anleitung von Wilke Visser, der auch den Schiedsrichterpart übernahm, arbeiteten sich die 16 Boßler einmal bis nach Scharnhagen voran und wieder zurück. Den Grünredder als Strecke ausgesucht hatte Visser, der übrigens schon seit 40 Jahren in Schleswig-Holstein lebt, weil der für den öffentlichen Verkehr gesperrt ist und so die Boßelkugel keinem Auto zu nahe kommen konnte. Außerdem war der Weg auch gerade frisch vom Schnee geräumt. Auf der Brücke über die Bäderstraße wurde zur Sicherheit eine Wurfpause eingelegt.Dreieinhalb Stunden dauerte die Tour am Ende, erzählte Anke Piening. Wie oft die Kugeln geworfen werden mussten, hat keiner festgehalten. Nur, dass das Ergebnis schließlich ein knappes war: sechs zu fünf Punkte. Und die Siegermannschaft hatte am Ende insgesamt 19 Meter weiter geworfen. Aber es habe sich keiner als Verlierer empfunden, so Anke Piening, sondern alle als Gewinner: Für diesen Anlass sei das Wetter herrlich gewesen und der Spaß für alle groß.

Nach einer kurzen Verschnaufpause trafen sich die Teilnehmer abends beim Grünkohlessen wieder, dazu kamen noch zehn Nicht-Boßeler. Für die Organisatorinnen ein Erfolg, an eine Wiederholung im nächsten Jahr ist gedacht.

Gelesen bei: www.kn-online.de