MTV muss die Beiträge erhöhen

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27. März 2012

Gemeinde möchte Sportverein bei Unterhalt der Sportanlagen in die Pflicht nehmen / Liste mit Einsparpotenzial für die Gemeindevertretung

Dänischenhagen. Groß war das Interesse der Mitglieder an der Hauptversammlung des MTV Dänischenhagen am Freitagabend. Nach der Begrüßung durch den Vereinsvorsitzenden Hartwig Rodde, einem kurzen Grußwort von Bürgermeister Wolfgang Steffen und einem Resümee des vergangenen Jahres durch den Vereinsvorsitzenden, kam dieser schnell zu einem Tagesordnungspunkt, bei dem es erste kontroverse Aussprachen gab: "Beitragserhöhungen".

"2011 ist das erste Jahr seit langem", so Rodde, "das mit einem Minus abgeschlossen wurde". Dieser Gesichtspunkt und die Tatsache, dass man sich mit einer Erhöhung der Beiträge dem Niveau der Nachbarvereine anpasse, mache diesen Schritt notwendig. Besonderes Augenmerk habe der Vorstand darauf gelegt, dass die Beitragserhöhung für die Mitglieder eine ausgewogene Mehrbelastung darstellt, dass soziale Gesichtspunkte berücksichtigt werden. "Vor die Beitragserhöhung haben wir die Beitragsgerechtigkeit gestellt", sagte Rodde. So wurde beispielsweise bei vielen alten Familienmitgliedschaften aufgeräumt und auch der gut in Lohn und Brot stehende Mittvierziger gefunden, der immer noch den Status eines Auszubildenden hatte. Nach Argumenten Für und Wider einer Beitragserhöhung durch Mitglieder wurde die Erhöhung, die dem Verein gut 12 000 Euro pro Jahr zusätzlich dringend benötigte Einnahmen beschert, bei einer Gegenstimme beschlossen.

Für weitaus heftigere Diskussionen sorgte der Punkt "Kooperation Gemeinde/Verein" - ging es dort doch um bares Geld. Die Gemeinde sieht sich aufgrund ihrer Haushaltslage nicht mehr imstande, die Sportanlagen kostenlos zur Verfügung zu stellen und wie bisher aus eigenen Mitteln zu unterhalten. Sie möchte den Verein mit ins Boot holen. Dazu ist der MTV aber trotz Beitragserhöhungen nicht in der Lage. Mehrfach haben Vorstand und Gemeindevertreter aller Fraktionen getagt, um nach für beide Seiten akzeptablen Lösungen zu suchen - bislang offenbar erfolglos. Bürgermeister Wolfgang Steffen (CDU) und Tim Gabrys (WiR) betonten, dass kein Gemeindevertreter dem Verein Böses wolle. "Wir wollen nicht wie andere Gemeinden dem Verein den Hahn zudrehen. Wir wollen zusammen eine für beide Seiten akzeptable Lösung finden", sagte Steffen. Hart in der Sache blieb Rodde, als er fragte, ob es um das Stopfen von Löchern im Haushalt der Gemeinde durch den MTV gehe. Laut Rodde hatte der Verein bereits konstruktive Vorschläge unterbreitet, wie zum Beispiel das Suchen kostengünstiger Anbieter auf dem freien Markt. "Kann der Verein die Arbeiten billiger anbieten, wäre das quasi unsere Geldbeschaffung", so der Vorsitzende. Sollte die Gemeindevertretung sich mit den Vorschlägen nicht zufriedengeben und auf anteiliger Kostenübernahme für die Unterhaltung der Sportanlagen durch den MTV beharren, wird eine außerordentliche Mitgliederversammlung nötig sein um zu klären, ob der Verein einen Zusatzbeitrag - eine "Gemeindeabgabe" - verlangen muss. Angesichts der kontroversen Diskussion stellte Bürgermeister Steffen fest: "Die Fronten werden hier heute unnötig verhärtet - das will kein Gemeindevertreter". Der MTV-Vorsitzende übergab nach Beschluss durch die Jahresversammlung ein Schreiben des Vereins mit Lösungsvorschlägen an Bürgermeister Steffen, auf das die Gemeinde jetzt reagieren soll. Trotz teils hitziger Debatte betonte Rodde am Schluss, dass es ihm um die Sache gehe, nicht um Persönliches.

Auch die Ehrungen von Vereinsmitgliedern standen auf dem Programm. Zudem wurden drei Mitglieder für besonderes Engagement für den Verein durch Bürgermeister Steffen geehrt, und drei weitere Mitglieder erfuhren aufgrund besonderer Leistungen eine zusätzliche Ehrung durch den Verein. Unter ihnen die 14-jährige Lisa Heider - der "Shootingstar" der Schützensparte, so Rodde. 2010 in den MTV eingetreten wurde sie im März 2011 Kreismeisterin, im Juni bereits Landesmeisterin. "In einem knappen halben Jahr von null auf Hundert", wie Spartenleiterin Birgit Nolda sagte.

Bei der Mitgliederentwicklung liegt der mit gut 1500 Mitgliedern größte Verein Dänischenhagens im landesweiten Trend. Insbesondere die mittleren Altersgruppen fehlen den Vereinen, was seine Hauptursachen in der Entwicklung im Arbeitsleben und in der Gesellschaft hat.

Bei den Wahlen wurde der bisherige Vorstand größtenteils bestätigt. Für den ausgeschiedenen Heiko Bratz (Verantwortlicher für die Günter-Seemann-Sportanlage) wurde Michael Krohn gewählt, für den ebenfalls ausgeschiedenen Kai Bretschneider (verantwortlich für die Sporthallen) kam Sören Niemann neu in den Vorstand. Der Posten eines turnusmäßig neu zu wählenden Kassenprüfers ging an Manfred Sachau.

Zum Ende standen noch die Vorbereitungen zum 100. Geburtstag des MTV 2013 auf dem Programm sowie ein Ausblick auf die Veranstaltungen des laufenden Jahres. Als Höhepunkte sind das traditionelle Ostereierschießen und Rühreiessen der Sportschützen am 5. April und der Frühlingstag mit Fußball-Kuddel-Muddel-Turnier am 17. Mai zu nennen.

 

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