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Finanz- und Wirtschaftsausschuss

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14. Oktober 2011

Mieter der gemeindeeigenen Häuser in Dänischenhagen sorgen sich um Verkauf / Familie Heldt kritisiert Informationspolitik der Gemeinde

Dänischenhagen. Heute läuft sie ab - die Frist, um Gebote für eines der fünf Wohnhäuser abzugeben, von denen sich die Gemeinde trennen möchte, weil sie für sie unwirtschaftlich geworden sind. Ein Albtraum für die Mieter, zu denen auch Tina und Thomas Heldt zählen. Vor zweieinhalb Jahren haben sie in der Scharnhagener Straße 8 ihr Paradies gefunden, das sie bei einem Verkauf innerhalb von drei Monaten räumen müssten, befürchten sie.

Thomas Heldt hat seit Wochen keine Nacht mehr durchgeschlafen. Seit dem Schreiben der Verwaltung von Anfang September, in dem die Besichtigung durch potenzielle Käufer angekündigt wird, ärgert er sich, dass davon beim Einzug keine Rede war und er und seine Frau in liebevoller Kleinarbeit den Garten entkrautet, eine Terrasse, ein Gemüsebeet und ein Gehege für ihre 14 Hühner angelegt, im Haus einen neuen Fußboden verlegt und einen Kaminofen eingebaut haben. Und er sorgt sich, wo sie etwas Vergleichbares finden können und in welcher Zeit. Im Exposé heißt es "Die Gemeinde wünscht, dass den Mietern eine Mietbindung von fünf Jahren gewährleistet wird." Eine Formulierung, die Heldt nicht ausreicht. Beim Mieterbund hat er erfahren, dass der neue Eigentümer ihm wegen Eigenbedarfs oder Unwirtschaftlichkeit mit einer Frist von drei Monaten kündigen könnte.

Dass das Ehepaar selbst das 1958 erbaute Haus kauft, kommt nicht in Frage. Das geforderte Mindestgebot von 80 943 Euro sei viel zu hoch, zumal noch etliche tausend Euro in die Modernisierung investiert werden müssten, sagt Heldt. Seine Frau Tina fragt sich, wie es dazu kommen konnte: "Wo sind die Mieteinnahmen aus den ganzen Jahren geblieben?"

Dass sie von Preis und Lage Vergleichbares in Dänischenhagen nicht finden werden und ihr Kleinod womöglich verlieren ebenso wie die Mieter der anderen Häuser, die zum Teil 30 Jahre und länger dort leben, bereitet Tina und Thomas Heldt Sorgen. "Unsere Familie lebt hier im Ort, man kann alles zu Fuß erreichen, hat nette Nachbarn und eine schnelle Anbindung nach Kiel. Wir wollen hier nicht weg", erklären die beiden, die sich eine bessere Information der Bewohner der betroffenen Häuser beispielsweise durch eine Mieterversammlung gewünscht hätten.

Die Worte im Exposé seien verkehrt gewählt, erklärt der Bauausschussvorsitzende Tim Gabrys (WIR) im Gespräch mit unserer Zeitung. "Es ist Fakt, dass die Mietverträge nach einem Verkauf noch fünf Jahre Bestand haben. Das haben wir immer betont, und das möchten wir auch, damit die Leute genug Zeit haben, sich zu verändern", sagt Gabrys. Die Fraktionen hätten sich lange mit dem Thema befasst und seien sich bewusst, dass es Härtefälle geben wird. Doch selbst wenn nur das Minimum in die Häuser investiert würde, würde die Gemeinde das Geld nicht mehr zurück in die Kasse bekommen. Das ginge nur mit exorbitanten Mieterhöhungen, die nicht vertretbar sind. Zwar sei in der Vergangenheit investiert worden, immer dann, wenn jemand auszog. Doch sei versäumt worden, die Immobilien auf einem Stand zu halten, wie er heute auf dem Wohnungsmarkt üblich ist, räumt Gabrys ein. Amtsleiter Dirk Osbahr weist darauf hin, dass es zum einen eine politische Entscheidung gewesen sei, was an den Häusern gemacht wurde, und dass es zum anderen nicht originäre Aufgabe der Gemeinde sei, die einstigen Sozialwohnungen zu unterhalten. Er könne verstehen, dass die Mieter beunruhigt sind, erklärt Osbahr. Doch sei im Moment noch nicht absehbar, welche Häuser überhaupt verkauft werden können. Die eingegangenen Gebote würden für die Beratung in den Fachausschüssen aufbereitet - den Bauausschuss, der voraussichtlich am 14. November dazu tagen wird, und den Finanzausschuss, für den der 21. November angepeilt wird. Ob die Beschlussfassung im öffentlichen Teil erfolgen kann, ist noch fraglich. Sicher dagegen ist: "Es wird kein Haus verkauft, in dem die Mieter nicht noch fünf Jahre bleiben können", bestätigt Osbahr.

 

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