Kultur und Ehrenamt

Möglichkeiten schaffen

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10. Oktober 2008

Dänischenhagen. Im Publikum singt die eine oder andere Zuhörerin leise mit.

Viele lächeln, und tatsächlich kann man sich der beglückenden Wirkung eines Konzerts des Dänischenhagener Landfrauenchors kaum entziehen. Ob das am vollen Klang liegt? An den Volksliedern, die im Dudel-Funk niemals zu hören sind? Oder an der Atmosphäre norddeutscher Herzlichkeit, um nicht das Wort Heimat zu strapazieren? Am Mittwochabend feierten die rund 50 Sängerinnen mit ihrer Leiterin Gisela Marquardt im Landgasthof „Zur Eiche“ 20-jähriges Bestehen.

Alles begann mit einer Reise der Landfrauen in den Westerwald. „Wir waren dort von einer Gruppe hingerissen, die mit farbenprächtigen Trachten auftraten und fantastisch sangen“, erzählt Antje Möller. Das wollten die Dänischenhagenerinnen auch. Eine Tracht wäre ihnen zwar „viel zu operettenhaft“ erschienen, stattdessen treten sie seit ein paar Jahren im schlichten Dunkelblau und Weiß mit buntem Tuch auf. Doch stimmlich haben sie längst gleichgezogen.

Zum Advent 1988 sangen sie erstmals „Wat schall dat bedüden – Was soll das bedeuten?“, damals hatte Marga Kubitz die Leitung. Doch wie sollte sie den Chor am Akkordeon begleiten und ihn zugleich dirigieren? Sehr bald engagierte man die Lehrerin Gisela Marquardt, die ihre Sängerinnen noch heute zu Höchstleistungen animiert.

Etwa 150 Auftritte hat der Landfrauenchor seit seiner Gründung absolviert und sorgt längst bei offiziellen Veranstaltungen für den guten Ton. Als die Mutter-Kind-Klinik in Dänisch Nienhof eingeweiht wurde, überraschte man die bayerischen Betreiber mit „Patrona Bavariae“. „Die fühlten sich sehr geehrt“, sagt Antje Möller. Und mit „Klein sind deine Berge“ habe man sogleich eine musikalische Visitenkarte aus Schleswig-Holstein abgegeben. Dänischenhagens Bürgermeister Wolfgang Steffen erinnert an eine Sternstunde: Zur 300-Jahr-Feier in der Partnergemeinde Ferdinandshof bei Anklam sei er stolz gewesen, den Landfrauenchor präsentieren zu dürfen.

Es gäbe so viel zu erzählen: Dass sich die singenden Landfrauen in Ulsnis als Nonnen verkleideten und eine Wartepause auf dem Friedhof überbrückten – von den kichernden Gottesfrauen sprach man an der Schlei noch lange. Dass es eine CD mit dem Ostseeorchester gibt, die bis nach Florida verschickt wurde. Und von Filmliedern der 20er bis 40er Jahre, die man neu im Programm hat. Leiterin Gisela Marquardt soll jedoch zu Wort kommen: „Für mich ist Singen ein Kulturgut“, sagt sie. „Und eine therapeutische Wirkung hat es ebenfalls.“ Auch für das Publikum.

 

Von Christian Hiersemenzel

Gelesen bei: www.kn-online.de

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